Alle wollen zurück auf die Bühne

Obersee Nachrichten, 10. Februar 2022

2022, ein Ende der Pandemie scheint in Sicht, die Karten werden neu gemischt. Die Veranstaltungsbranche hofft auf ein Aufatmen. Fabian Villiger, OK-Präsident des Seenachtfestes und der Expo Rapperswil-Jona, spricht über eben jene Klassiker und die Formate, die während Corona geboren wurden.

Der Bundesrat scheint die Pandemie praktisch für beendet zu erklären bzw. werden die Massnahmen nun zügig heruntergefahren. Bringt das die langersehnte Planungssicherheit für Grossereignisse wie das Seenachtfest und die Expo 2022?

Die Covid-Krise hat uns gelehrt, dass es eine 100%ige Sicherheit wohl kaum gibt. Aber aktuell sieht es gut aus, dass wir uns auf ein Jahr mit vielen Events freuen können. Wir sind zuversichtlich und glauben daran.

Die Anmeldungen für das Seenachtfest laufen noch bis zum 31. März. Wie sieht es bis jetzt aus mit localen Acts?

Auch den Local Acts fehlten in den letzten Monaten die Auftritte. Alle wollen zurück auf die Bühne. Wir versuchen, möglichst vielen diesen Wunsch erfüllen zu können. Die Nachfrage für einen Auftritt am Seenachtfest auf einer der drei Bühnen ist sehr gross.

 Auch Marktfahrer haben bis Ende März die Möglichkeit sich um einen Standplatz zu bewerben. Wie steht es um das Interesse?

Wir spüren noch eine gewisse Zurückhaltung bei den Anmeldungen. Doch denke ich, ist dies nur eine Frage der Zeit bis wir wie die letzten Jahre mit Anfragen überhäuft werden. Mit mehr Lockerungen kommt die Sicherheit einer Durchführung. Wie die Musiker haben auch die Marktfahrer lange darauf gewartet, bis es endlich wieder losgeht.

Lokale Vereine sind ein wesentliches Standbein des SNF. Werden wieder viele mitmachen oder haben Corona bzw. die Absage im 2021 hier Spuren hinterlassen?

Im Gegenteil! Die Vereine wollen am Seenachtfest Rapperswil-Jona ihre Vereinskassen füllen. Auf der einen Seite ist wohl das finanzielle Interesse, doch nicht weniger wichtiger ist auch das aktive Vereinsleben, welches mit einem Engagement effektiv wieder gelebt werden kann. Wir erleben also ein grosses Interesse der Vereine, sich am Seenachtfest engagieren zu können. An der Vereinssitzung im 2021, also mitten in der Pandemie, hatten rekordmässige 50 Vereine am Info-Abend (virtuell) teilgenommen.

Auch der Anmeldeschluss für Aussteller der Expo ist der 31. März. Wie ist da der Stand der Dinge?

Publikumsmessen waren in der Corona-Pandemie lange nicht möglich. Jetzt zeigt sich ein gewisser Nachholbedarf. So auch bei der Expo Rapperswil-Jona als grösste Gewerbemesse am oberen Zürichsee. Das Interesse der Firmen an einer Messepräsenz ist sehr hoch, wir haben bereits einige Anmeldungen erhalten oder sind in Aussicht gestellt.

Für wie viele Aussteller haben Sie überhaupt insgesamt Platz im Grünfeld-Areal?

Ich gehe von einer ausverkauften Messe aus mit rund 120 Ausstellern. Die meisten davon – und das freut mich jeweils ganz persönlich – kommen aus Rapperswil-Jona und der nahen Region. Wir wollen keine anonyme Messe sein sondern das lokale Schaffen zeigen. «Sehen und gesehen werden» ist das Motto.

Warum werden digitale Möglichkeiten dennoch niemals eine «physische» Expo ersetzen können?

Nach hunderte von virtuellen Calls, Beratungen und Meetings freuen sich die Leite wieder auf einen physischen Kontakt. Es gibt tolle digitale Messeprodukte oder Ähnliches. Doch, dass das Messegeschäft irgendwann vollständig virtuell wird, glaube ich nicht. Viele Unternehmen spiegeln mir in der Diskussion um die Daseinsberechtigung einer Messe zurück, dass sie ihre physischen Plattformen, ihre reale Präsenzmesse brauchen. Gerade auch in den Branchen, wo es eben halt um Geschmack, um Geruch oder um Tuchfühlung im wahrsten Sinne des Wortes geht. Das alles kann man eben nicht digitalisieren – und deshalb ist es so wichtig, dass man sich persönlich trifft und persönlich begegnet. Nichts kann ein persönliches Gespräch ersetzen.

Ein kurzer Abstecher zu einem ganz anderen Thema: Soweit ich weiss, sind Sie auch begeisterter Fasnächtler, gehören der Fasnachtsbruderschaft vom Wurstkranz Jona an. Die Anlässe des Wurstkranz wie auch das «Geissebei» in Rapperswil sind 2022 neuerlich abgesagt. Wie sehr fehlt Ihnen das närrische Treiben?

Es fehlt. Und das schon zum zweiten Mal in Folge. Auch hier gilt doch; der Mensch ist ein soziales Wesen und persönliche Begegnungen sind sehr wichtig. Nun waren wir kreativ und bringen dieses Jahr die Fasnacht ein bisschen ins eigene Wohnzimmer. Wir senden am Fasnachtsdonnerstag mit «Radio Wurstkranz» 12 Stunden live. Da freue ich mich sehr darauf – ich kehre ein bisschen zurück zu meinen Radiowurzeln.

Wie wird die Bruderschaft in Zeiten der Pandemie dennoch zusammengehalten?

Es ist ja nicht so, dass wir uns gar nicht mehr sehen. Den einen vielleicht ein bisschen mehr und den einen ein bisschen weniger. Im Herzen tragen wir unsere Bruderschaft. Und ein Projekt wie das oben erwähnte Radio schweisst zusammen.

Die Pandemie mitsamt ihren Coronaregeln liess Event-Veranstalter kreative Wege beschreiten. Unter anderem stellten Sie Ende August 2021 die Sunrise Skylights Zürisee auf die Beine, eine schwimmende Bühne vor Rapperswil bzw. Lachen. Das Konzept ging auf. Möchten Sie auch «nach» der Pandemie an diesem Format festhalten? Wird es wieder ein Sunrise Skylights Zürisee geben?

Wir werden mit RedSpark immer kreativ sein und auch neue Wege beschreiten – das zeichnet uns auch. Ob es diesen Sommer bereits wieder eine Zürisee-Session geben wird, ist noch unsicher und von verschiedenen Faktoren abhängig. Aber das Konzept war grossartig und ich wünsche mir, dass es eine Edition 2.0 geben wird.

Sie setzten bei dem Anlass auf ein «Silent Concert» mit Hilfe von Kopfhörern für die Besucher. Damals sprachen Sie auch von der reduzierten Lärmbelästigung für Anwohner und sagten: «Wir wollen nicht zwei Wochen lang die Gemeinden am Zürichsee voll beschallen.» Sind weitere «Silent Concerts» auch ohne Pandemie geplant/ein Konzept der Zukunft?

Also im Falle der Skylights Zürisee Sessions war dies zwingend notwendig und würden wir auch wieder so machen, da alles andere einfach nicht verantwortbar ist. Unsere Devise da ist; wenn es Sinn macht, dann gerne «Silent Concerts» aber nicht um jeden Preis. Wir mögen ja auch das Brummen der Bässe bei grossen Verstärker-Anlagen. Aber übrigens sind wir aktuell gerade an einem Konzept dran für das BLOOM-Areal, bei dem Kopfhörer auch eine grosse Rolle spielen können. Ich möchte da aber noch nichts verraten.

Ein weiteres erfolgreiches Event war die Winterarena auf dem Bloom-Areal. Wenn auch vielleicht nicht mehr auf dem Bloom-Areal: Ist ein vergleichbares Event im 2022 neuerlich geplant?

Auch wenn wir da infolge sehr starken Corona-Ristriktionen unter den Umsatzerwartungen lagen, kann ich mit grosser Wahrscheinlichkeit sagen, dass wir auch 2022 wohl eine Winter-Arena realisieren werden. Der Standort mitten in der Stadt eignet sich einfach sehr gut dazu. Zudem zeigte sich; es ist ein Bedürfnis.

Ein Public-Viewing zur WM 2022 ist wohl kein Thema? (die WM findet ja im November und Dezember statt.)

Doch auf jeden Fall! Die WM wird in der Schweiz ein grosses Thema sein – egal wie warm oder eben kalt es draussen sein wird. Unser Team kann sich gut vorstellen, hier was auf die Beine zu stellen. Es braucht Kreativität und Mut – beides haben wir.

Im Januar sprachen Sie von tollen Projekten in der Pipeline mit denen Sie sobald wie möglich Verpasstes nachholen möchten. Es sieht gut aus, blickt man auf die Öffnungsvorhaben des Bundesrates. oder?

Ja, das Ende der Pandemie zeichnet sich wohl ab und wir sind in den Startlöchern. Dies merken auch regionale Firmen. Wir bekommen aktuell interessante Anfragen für Corporate und Business Events. Auch hier merkt man; die Unternehmen wollen wieder näher zum Kunden rücken und Verpasstes nachholen.

Was also steht bei RedSpark sonst noch auf dem Programm 2022 bzw. was können Sie schon verraten?

Aktuell planen wir für Juni/Juli etwas Neues auf dem BLOOM-Areal. Wieder etwas, was es in unserer Region noch nie gegeben hat. Und dann freuen wir uns auf DODO am 8. April im Kreuz Jona – ein grosses Showkönig. Und mit den bereits kommunizierten Events, einigen Firmenevents und verschiedenen Mandaten haben wir dann so alle Hände voll zu tun.

Abschliessend noch die grunsätzliche Frage: Inwiefern hat Corona die Eventbranche vielleicht auch langfristig/nachhaltig verändert?

Ich denke die Veränderung betrifft eher das Kaufverhalten bei den Tickets. Man ist da schon noch bisschen vorsichtiger oder kauft sein Ticket immer kurzfristiger. Das ist natürlich sehr suboptimal. Ich hoffe aber, das sich dies die nächsten Monate wieder relativiert und wir «back-to-normal» gehen können. Das Thema Personalknappheit in der Branche wird uns hingegen wohl noch länger beschäftigen. Viele Fachkräfte insb. bei der Veranstaltungstechnik oder im Catering haben der Branche während der Pandemie den Rücken gekehrt – ich hoffe nicht langfristig.

 Michel Wassner

 
 
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